
Das Bauwesen trägt durch die Gewinnung von Rohstoffen, die Herstellung von Baustoffen, Transportwege sowie den Bau, Betrieb und Abriss von Bauwerken erheblich zum weltweiten Ressourcen- und Energieverbrauch und den daraus resultierenden Emissionen bei.
Ein erheblicher Anteil an globalen Emissionen
Laut eines aktuellen Berichts des European Academies Science Advisory Council (EASAC) verursacht der Energieverbrauch von Gebäuden etwa 25 Prozent der Treibhausgasemissionen in Europa. Eine Schätzung der UN aus dem Jahr 2020 zeigt, dass weltweit etwa 40 Prozent der energiebezogenen CO2-Emissionen auf die Baubranche zurückgehen. In Deutschland verursachen Bau und Betrieb von Gebäuden fast 41 Prozent der nationalen Treibhausgas-Emissionen.
Die Herausforderung der Gebäudesanierung
Um die Klimaschutzversprechen im Rahmen des Pariser Abkommens zu erfüllen, müssen bestehende Gebäude sowie alle neuen Bauwerke nahezu null Treibhausgasemissionen verursachen. Derzeit werden jedoch nur etwa 1 bis 1,5 Prozent des europäischen Gebäudebestands jährlich saniert. Experten fordern eine Verdopplung oder Verdreifachung dieser Rate, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.
Klimaschutz durch Technologien und Materialien
Wichtige Maßnahmen zur Unterstützung des Klimaschutzes im Bauwesen beinhalten:
- Verbesserte Gebäudedämmung und Wärmerückgewinnung
- Nutzung erneuerbarer Energien wie Wärmepumpen und Photovoltaik
- Einsatz von Wasserstoff statt Kohle bei der Stahlproduktion
- Speicherung von CO2 bei der Zementherstellung
Graue Energie im Blick
Graue Energie bezeichnet die Energie, die in den Materialien von Gebäuden bereits verbaut ist oder künftig eingesetzt werden soll. Diese macht im Schnitt ein Viertel der Gesamtemissionen eines konventionellen Gebäudes aus. Um graue Energie zu reduzieren, sollte auf die Größe, Kompaktheit und Materialien von Bauwerken geachtet werden. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat ein Zertifizierungssystem entwickelt, um die Umweltauswirkungen von Bauprojekten transparenter zu machen.
Neubau und recycelte Baustoffe
Der Einsatz von recycelten Baustoffen und nachwachsenden Materialien wie Holz, Hanf, Kork, Lehm oder Schafwolle kann zur Reduzierung klimaschädlicher Emissionen beitragen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bestand 2019 mehr als jeder sechste Neubau aus Holz, mit steigender Tendenz.
Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
Eine Lösung für das emissionsärmere Errichten von Gebäuden könnte das "kreislauffähige Bauen" sein. Dieser Ansatz ermöglicht es, den Ressourcenverbrauch und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, indem Baumaterialien wiederverwendet, recycelt und zurückgewonnen werden. In Deutschland schreibt das Kreislaufwirtschaftsgesetz seit Herbst 2020 vor, dass Baumaterialien langlebig und reparaturfähig sein müssen.
Quartiersansatz für mehr Ökologie
Ein nachhaltiger Perspektivwechsel bei der Planung von Bauprojekten hin zum Quartiersansatz kann zu einer ökologischen Verbesserung führen. Auf Quartiersebene können größere Energieversorgungslösungen und ähnliche Sanierungsmaßnahmen effizienter umgesetzt werden. Eine ganzheitliche Bilanzierung von Gebäuden hilft dabei, weniger Baustoffe zu verbrauchen sowie weniger CO2 und Abfall zu verursachen.
Politik und Klimaschutz
Die deutschen Klimaziele können nur erreicht werden, wenn alle Einsparpotenziale des Bausektors ausgeschöpft werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Politik Treibhausgas-Emissionen, Energieverbrauch, Rohstoffverbrauch und Abfallaufkommen in Verbindung mit der Errichtung, Modernisierung und Entsorgung von Gebäuden thematisiert. Eine nachhaltige Bauwende kann durch Kooperationen mit Kommunen und Unternehmen vorangetrieben werden.
Fazit
Das Bauwesen hat einen erheblichen Einfluss auf den weltweiten Ressourcen- und Energieverbrauch sowie auf die daraus resultierenden Emissionen. Durch den Einsatz neuer Technologien, die Nutzung erneuerbarer Energien, den Fokus auf graue Energie und eine Kreislaufwirtschaft können erhebliche Fortschritte im Klimaschutz erzielt werden. Der Quartiersansatz und eine nachhaltige Bauplanung tragen zusätzlich zur Reduzierung der Umweltauswirkungen bei. Letztlich ist die Politik gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Klimaschutzziele zu erreichen.